Impressionen

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Von den Bergmännchen in der Grubisbalm

Nicht weit vom Wilenbach im Husenboden stand die kleine Hütte des Roni. Er war Fischer und führte mit Frau und zwei Kindern ein ärmliches Dasein. Weil er ein Trinker war, hatte seine Familie oft zu wenig zu essen. Als die Not wieder einmal sehr gross war, weinten die zwei hungernden Mädchen am Wilenbach. Plötzlich hörten sie ein lautes Plätschern: der ganze Wilenbach war angefüllt mit herrlichen Birnen, äpfeln und Nüssen. Eilig füllten die Kinder ihre Schürzen und brachten den Segen heim. Kurz darauf ertrank Vater Roni beim Fischen. Nun griffen die Bergmännchen ein. Ein kleines Männchen mit Namen Melk oder Melek bot sich der Frau als Fischer an. Der Familie war dadurch über die ärgste Not hinweggeholfen. Doch bald stachelte der Neid die Nachbarn auf. Schon immer waren dadurch die Bergmännchen fortgetrieben worden. Auch Melek erschien nicht mehr. Zuvor aber lud er die zwei Mädchen noch zu einem Besuch ein. Er beschrieb ihnen genau den Weg zur Grubisbalm. Dort führte er sie zu seiner grossen Familie der Bergmännchen, die in der Höhle Grubisbalm (Balm = Höhle) lebte. Melek erzählte den Kindern von der Arbeit, die diese verrichten: dem einen wird das Heimwesen über Nacht von Steinen gesäubert, der andere brachte Hilfe beim Heuen und Ernten usw. Zum Abschied schenkte Melek den Kindern einen Korb, worin ein schwerer Stein lag. Jedesmal, wenn die Mutter in Not sei, solle sie ein Stück von 5 Loth abschlagen und einem Goldschmied nach Luzern bringen. Denn unterwegs würde das Steinstück zu purem Gold werden. So rettete melek die Familie für alle Zeit aus ihrer grossen Armut.

Eine andere, weniger bekannte Sage erzählt ebenfalls von der Hilfeleistung dieser gütigen Höhlenmännchen: Einer schwangeren, jungen Frau nahte die Stunde der Geburt. Es war aber niemand da, der die Hebamme im Tal benachrichtigen konnte. Ein Bergmännchen hörte von dieser Not und eilte selbst, die Hilfe zu holen. Die junge Mutter lebte in armen Verhältnissen und wäre unfähig gewesen, die Hebamme für die Hilfeleistung zu bezahlen. Doch auch das erledigte das Bergmännchen. Es brachte der Hebamme eine Schürze voll glänzender, schwarzer Kohle. Die Hebamme, unwillig über solche Zahlungsart, dacht nicht daran, nach dem Rat des Bergmännchens die Kohle daheim ins Feuer zu legen. Auf dem Heimweg zerstreute sie diese zusätzliche Last. Ein Stück Kohle blieb aber im Schürzensack liegen. Als die Hebamme es zuhause in Feuer legte, sah sie am andern Morgen, dass daraus ein glänzender, reiner Goldklumpen geworden war.

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